Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn veranstaltete in den Jahren 2009 und 2010 eine Reihe von Kunstausstellungen in ihrem Schmetterlingsgarten Schloss Sayn. Anja Schindler kuratierte die Ausstellung "Flügelschlag" mit der Malerin Sabine Hack und dem Bildhauer Martin Langer.

Neue Geschöpfe bevölkern den Garten: sie haben sich eingeschlichen, fügen sich ein in das Reich der Schmetterlinge, scheinen schon immer dort gewesen zu sein, sich heimisch und wohl zu fühlen. Einige „wachsen“ fast im Verborgenen, andere sind unübersehbar. Auch von der Fauna werden sie akzeptiert: Schmetterlinge umflattern die weißen Objekte und lassen sich auf ihnen nieder, Wachteln verstecken sich zwischen ihnen. Und dennoch sind diese Wesen von einer anderen Welt. Die Formen scheinen uns vertraut, aber genau so finden wir sie nicht in unserer Welt. Der Künstler greift jeweils nur ein oder wenige Formprinzipien heraus, um daraus eines seiner Wesen zu bilden. So ist es bei einem der Rhythmus von Ausdehnung und Zusammenziehung, bei einem andern die Wechselwirkung zwischen eigener Bewegung und bewegt werden, wie die Flosse eines Fisches in der Strömung.

Die Form eines Lebewesens bestimmt sich immer durch das Ringen einer Vielzahl von inneren und äußeren Kräften. Von Innen wirken, durch den genetische Bauplan bestimmt, Teilung, Differenzierung und Wachstum der Zellen, die Aufnahme und Abgabe von Stoffen. Von Außen wirken physische Kräfte wie Luft- oder Wasserdruck, Gravitation, Licht , Temperatur usw., aber auch Einflüsse durch andere Lebewesen wie Krankheiten, Fraß, Symbiosen... Einige ordnen wir dem Pflanzenreich zu, andere dem Tierreich, wieder andere bleiben unbestimmt, lassen sich nicht klassifizieren. Die meisten der Formen sind jung, nahezu embryonal, prall und rund, noch wenig differenziert, zeugen aber von der Kraft, die in ihnen schlummert, vom Wachsen, Streben, sich Entfalten, lassen ahnen, was einmal aus ihnen werden könnte. Die Geschöpfe wurden aus Polypropylen- Blöcken heraus gearbeitet durch Sägen, Schnitzen und Schleifen. Der Kunststoff ist nicht so homogen und glatt, wie wir ihn aus dem Alltag kennen, sondern weist durch seine besondere Herstellung und Bearbeitung eine innere Struktur von kleinen Bläschen, Adern und Schattierungen auf die ihm eine warme, samtige und lebendige Oberfläche verleihen.